Wolken satt am Belchen (26. Juli 2020)

Mal angenommen, man möchte Landschaftsfotografie betreiben. Was wünscht man sich da?

Zum einen ja wohl eine irgendwie interessant aussehende Landschaft, das versteht sich von selbst - also ein wie auch immer gearteter Ausschnitt der Erdoberfläche, der fotografisch "was hermacht". Aber zum anderen soll doch wahrscheinlich auch der Himmel mit einbezogen werden. Sei es als Gegensatz zur Landschaft oder als ergänzendes Element, oder auch als Gestaltungsmittel, um den Eindruck räumlicher Tiefe zu verstärken. Ja, und was macht den Himmel so richtig interessant? Genau, die Wolken!


Südschwarzwald und Hegau - eine Minute zu spät geguckt, und schon ist das perfekte Sonnenlicht verschwunden

Und Wolken gab es satt und genug am vergangenen Sonntagabend, als ich mit einem Trüppchen fotobegeisterter Mitmenschen den Belchengipfel unsicher machen durfte. Und dazu auch noch genau die richtige Art von Wolken: schön plastisch, immer leicht in Bewegung, niemals komplett den Himmel verdeckend, teilweise wunderbar farbig... Fotografenherz, was willst Du mehr!


Diejenigen, die schon vor mir an unserem Treffpunkt Belchenhaus waren, berichteten mir sogar von Wolkenfetzen, die kurzzeitig wie Nebelschwaden direkt über den Gipfel gezogen sind. Das hätte ich natürlich auch gerne mitbekommen und in Szene gesetzt!

Aber Hand aufs Herz: Auch ohne dieses mystische Element war es von der Lichtstimmung, der Bewölkung und dem Farbenspiel her ein äußerst gelungener Rahmen, um gemeinsam zu fotografieren.

Blick nach Süden zum Hochblauen

Witzigerweise (und ohne vorherige Absicht) habe ich selber an dem Abend ausschließlich im Hochformat aufgenommen - hier jetzt teilweise zum quadratischen Seitenverhältnis 1:1 beschnitten. Ich schätze, dass ich auf diese Weise sowohl die (terrestrische) Landschaft als auch den Himmel zur Geltung kommen lassen wollte. Aber wie gesagt: Es steckte kein wohlüberlegter Plan dahinter.

In Sachen Formatwahl unterscheide ich mich übrigens ganz grundlegend von Hans, einem der Teilnehmer, der aus Prinzip nur das Querformat anwendet. Aber das ist ja das Schöne in der Fotografie: die künstlerische Freiheit und somit das Recht, sämtliche Regeln der Kunst zu brechen und seinen eigenen Weg zu gehen.

Je später der Abend, umso schöner wurde das Licht über dem Rheintal und den Vogesen im Westen. Man hat mal wieder deutlich gesehen, dass es nach Sonnenuntergang erst so richtig spannend wird - Stichwort "blaue Stunde".


Blick nach Südwesten gen Mulhouse und zur Burgundischen Pforte

Bei obiger Aufnahme kam übrigens ein Reverse-Grauverlaufsfilter zum Einsatz, bei dem am Übergang zwischen dem transparenten und dem eingefärbten Bereich der Kontrast am stärksten ist und sich dann nach oben hin wieder abschwächt. Also mir gefällt das Ergebnis. Mein Eindruck war ohnehin, dass sich beim Thema Filter - und eben insbesondere beim Grauverlaufsfilter (GND) - bei den meisten ein ziemlicher Aha-Effekt eingestellt hat. Sowas freut einen natürlich als Organisator, wenn ein zentraler Punkt, den man mit seinem Angebot verfolgt, in Erfüllung zu gehen scheint.

Erstaunlich kalt wurde es mit der Zeit dort oben auf dem Belchengipfel! Das lag natürlich am Wind, der stetig blies. Schwacher Trost: Auf dem langen Fußmarsch in der Dunkelheit zurück zur Talstation wurde man wieder warm...

So ging am unbestritten schönsten Gipfel des Schwarzwalds ein Abend zu Ende, den ich selber als ausgesprochen angenehm und gelungen empfunden habe. Bleibt nur zu hoffen, dass ich mit dieser Einschätzung nicht ganz alleine dastehe... Ich freue mich jedenfalls schon auf das nächste Mal, wenn ich für das Biosphärengebiet Schwarzwald den Südschwarzwald zusammen mit Gleichgesinnten unsicher machen darf!

29. Juli 2020,
Sebastian Schröder-Esch

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